Im August 2024 sind bundesweit nach vorläufigen Ergebnissen rund 35 600 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen verletzt worden, das waren 6 % oder 1 900 Verletzte mehr als im August 2023. Die Zahl der Verkehrstoten stieg um 14 auf 281 [1].
Diese traurige Entwicklung überrascht leider wenig, wenn man sich die fehlenden Bestrebungen auf Lokal-, Landes- und Bundesebene anschaut, die längst überfällige Verkehrswende in Deutschland anzugehen. In Mannheim könnte man fast den Eindruck einer Verkehrswende rückwärts gewinnen. Hier nur drei Beispiel aus jüngster Vergangenheit:
In Spinelli wollen Gegner der Verkehrswende den Stellplatzschlüssel anheben und eine Falschparkerahndung findet dort kaum statt [2]
Am Schillerplatz revidiert Christian Specht das geplante einseitige Gehwegparken [3]
Beschlussvorlage Neugestaltung Uhlandvorplatz wird nach jahrelangem Prozess der Bürgerbeteiligung von OB nicht unterzeichnet [4]
Schaut man sich die Zahlen zu Unfällen mit Radfahrenden an, fällt auf, dass die überwältigende Mehrheit der Unfälle von Autofahrenden verursacht wird, nämlich 75 %. Bei Lkw ist der Anteil der Unfallverursachenden mit 79 % sogar noch schockierender.
Unter dem Eindruck dieser Grafik wirken Aussagen wie "aber die Radfahrenden halten sich auch nicht an die Regeln" geradezu grotesk.
Aus diesen Zahlen kann nur ein Schluss möglich sein: Radverkehr muss noch viel besser vor aggressivem motorisiertem Verkehr geschützt werden. Dass in Paris vor wenigen Tagen der Radfahrer Paul Varry auf einem für den Radverkehr vorbehaltenen Bereich von einem SUV-Fahrer offenbar bewußt getötet wurde, zeigt, dass selbst dort Radverkehr nicht sicher ist. [5]
Es sind alle Akteure gefragt, endlich ihre Arbeit zu machen:
Die Justiz - die den Strafrahmen ausschöpfen sollte. Urteile wie bei Natenom (2 Monate Fahrverbot + 150 Tagessätze Geldstrafe [6]) senden fatale Signale
Die Polizei - die endlich Kontrollen zu Überholabständen durchführen muss
Die Ordnungsämter - die statt Strafzettel zu verteilen, bei Verkehrsbehinderungen endlich abschleppen müssen
Die Verkehrsplaner*innen - die schwächere Verkehrsteilnehmer*innen ernst nehmen müssen. Die Übervorteilung des Autos in den letzten Jahrzehnten verlangt radikale Umgestaltung
Die Bundesregierung - die endlich eine wiederkehrende Führerscheinprüfung einführen muss
Die Zahlen stellen nicht nur die Arbeit des Bundesministeriums des Innern (BMI) und des von der FDP gestellten Verkehrsministers Volker Wissing in Frage, sondern eben auch, wie Verkehrswende lokal vor Ort umgesetzt, oder besser nicht-umgesetzt, wird.
SUVs sind eine unmittelbare Gefahr für Rad- und Fußverkehr. Bisher gibt es in Mannheim keinerlei Maßnahmen, dieser Gefahrenlage Einhalt zu gebieten. Hier fordert es der Sachverstand, dringend aktiv zu werden.
Dass Ordnungsämter Kfz auf Rad- und Fußinfrastruktur nicht ignorieren sollten, bestätigt auch die Statistik, dass fast jeder 5. Fußgänger- oder Radfahrer-Unfall in Zusammmenhang mit Parken steht [7]:
In Mannheim denken wir an den tödlichen Unfall vor der Musikhochschule, bei dem ein Radfahrer innerhalb einer 30er-Zone von einem Autofahrer umgefahren wurde und offenbar meterweit durch die Luft geschleudert wurde. Die Stelle dort ist notorisch mit Autos innerhalb des Kreuzungsbereiches zugeparkt, wodurch die Sichtachsen massiv beeinträchtigt werden.
Unterm Strich bleibt festzuhalten: in den ersten 6 Monaten von 2024 wurden in Deutschland mehr als 950 Menschen pro Tag Unfallopfer - rund 80 % davon durch motorisierten Verkehr.
174.000 Unfallopfer im ersten Halbjahr 2024:
... der akzeptierte Normalzustand in all seiner Brutalität: der Preis, den die Gesellschaft stillschweigend zu zahlen bereit ist, damit wir alle Auto fahren können. [8]
Für Mannheim wissen wir auch 2024 nicht, wo die Arbeit der Unfallkommission dokumentiert ist, welche Verbesserungen erarbeitet und welche umgesetzt wurden.
Wir finden: KEIN WEITER SO! VERKEHRSWENDE JETZT!
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